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15.10.2019

MdL Martin Schöffel: Im Fichtelgebirge gutes Miteinander von Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd – mit besseren Ergebnissen für die Artenvielfalt

Zum zweiten Runden Tisch Artenvielfalt im Fichtelgebirge hat Landtagsabgeordneter Martin Schöffel eingeladen. Gekommen waren
zahlreiche Vertreter aus den Bereichen Naturschutz, Naturpark, Landschaftspflege, Land-, Forst- und Teichwirtschaft sowie Jagd. Martin Schöffel hatte für diese Sitzung das Thema „Biotopstrukturen im Offenland – Lebensräume für Kleintiere und Niederwild“ gewählt. In seinem Impulsvortrag zeigte Referent Klaus Schmidt, selbst passionierter Jäger mit
besonderem Engagement für die Artenvielfalt im Offenland auf, welche Maßnahmen in der freien Feldflur aus seiner langjährigen Erfahrung große
Erfolge bei der Artenvielfalt erwarten lassen. Er belegte dies mit konkreten
Beispielen aus der Region - wie der an Niederwild sehr artenreichen Feldflur rund um Schönbrunn, wo Jäger und Landwirte seit Jahren gemeinschaftlich Maßnahmen umsetzen.


Ziel sei, Hecken, Feldgehölze und mehrjährige Buntbrachen zu schaffen bzw.
landwirtschaftliche „Trittstein-Flächen“ mit Hilfe der Kulturlandschafts- (KULAP) oder Vertragsnaturschutzprogramme. Schmidt kritisierte hier insbesondere die bislang im Rahmen von EU-Vorschriften den Landwirten vorgegebene jährliche Mäh- bzw. Mulchpflicht auf Programmflächen als „Staatlich angeordnete Biotopvernichtung unter Androhung von schwerwiegenden Sanktionen“ – den Landwirten bliebe hier keine Wahl. Für eine Änderung der Mulchpflicht in der Landwirtschaft setzt sich auch der Arbeitskreis „Blühendes Fichtelgebirge“ mit einer an EU, BUND und Freistaat gerichteten Petition ein. Ralph König, Gebietsbetreuer der Natura 2000-Flächen sprach sich ebenso wie Schmidt für Standflächen von mehrjährigen Altgrasstreifen im Wald und im Offenland aus. Beim Straßenbegleitgrün könnte eine Vielzahl von Flächen definiert werden, die ein Mal jährlich gemäht, aber nicht gemulcht werden müssten. Stefan Schürmann von der Unteren Naturschutzbehörde regte an, Maschinenstrukturen wie Balkenmäher für Pflegemaßnahmen zu fördern. Auch könnte in Zukunft die Möglichkeit der Energiegewinnung durch Methanausbeute aus Wildpflanzen mit genutzt werden, so Schmidt.
Martin Schöffel sagte zu, bei der Aktualisierung von staatlichen
Förderprogrammen wie dem Kulturlandschaftsprogramm oder dem
Vertragsnaturschutzprogramm die Anregungen einzubringen.
Einig war man sich mit Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband, dass es im Fichtelgebirge ein gutes Miteinander
zwischen Landwirtschaft und Naturschutz gibt. Die Landschaft sei dadurch
deutlich vielfältiger als in intensiven Ackerbauregionen. Dies spiegle sich auch in der vorhandenen Artenvielfalt wieder. Ausruhen auf dieser im Vergleich zu anderen Regionen guten Ausgangsposition möchte sich aber im Fichtelgebirge niemand. Es gelte vielmehr, so das Fazit am Runden Tisch, vorhandene Strukturen individuell zu optimieren. Hierfür sollten nach Empfehlung von Ronald Ledermüller vom Naturpark Fichtelgebirge, kleinräumige Gebiete (beispielsweise auf Gemeindeebene oder im Gebiet einer Jagdgenossenschaft) definiert und von den örtlichen Vertretern aus Landwirtschaft, Jagd und Kommune zusammen mit dem Landschaftspflegeverband, Unterer Naturschutzbehörde und Wildlebensraumberatung gemeinsam Ziele formuliert, entsprechende Maßnahmen abgestimmt und in Zusammenarbeit umgesetzt werden. Durchaus könne es auch Sinn machen, so Schmidt, hohe Bäume aus Heckenstrukturen zu entfernen, da diese für Bussard und Rabenkrähe als perfekte Aussichtspunkte dienen, um in einem Radius von 200 Metern Feldlerchen und Niederwild zu jagen. Von allen Beteiligten begrüßt wurden in diesem Zusammenhang auch die Pläne der bayerischen Staatsregierung, die Wildlebensraumberatung an allen Landwirtschaftsämtern auszubauen.

Nachdem sich das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hauptsächlich an die
Landwirtschaft gewandt hatte, will man nun am Runden Tisch versuchen, auch andere Zielgruppen wie Kommunen und Privatpersonen noch mehr zum Mitmachen zu bewegen und in die Pflicht zu nehmen. Unverständlich sei, dass auch in diesem Jahr viele öffentliche Flächen gemulcht wurden, obwohl allgemein bekannt sei, dass gerade auch ältere Pflanzenstrukturen sehr wichtig für Insekten seien. Beim Nächsten Runden Tisch sollen insbesondere Vertreter von Kommune und Behörden eingeladen werden, um über naturnahe Pflegemaßnahmen und mehr Ökologie in Parkanlagen und am Straßen- und Wegesrand zu sprechen.

Klaus Schmidt und Martin Schöffel appellieren auch an die Bevölkerung, zur
Schaffung von Lebensräumen notwendige, „kontrolliert erzeugte Unordnung“
wie beispielsweise den für das Niederwild wichtigen Einbau von Totholz in
Hecken oder eben auch die vermeintlich „unansehnlichen“ mehrjährigen
Buntbrachen auf landwirtschaftlichen Flächen sowie Altgrasstreifen im
Interesse der Artenvielfalt zu akzeptieren und auch jetzt im Herbst im eigenen
Garten auf Rückschnitt und Abtransport von abgestorbenen Pflanzenteilen zu
verzichten.